Auf der Suche nach spezifischen Antikörpern des ZNS

Fachartikel

Die Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft fördert MS-Forschungsprojekte mit umfangreichen Geldmitteln. Unter den geförderten Projekten ist auch eines, das mit Stammzellen das Immunsystem erforscht.

Das Projekt will verstehen, welche Rolle das Immunsystem und insbesondere die von B-Zellen gebildeten Antikörper bei Multipler Sklerose spielt. B-Zellen sind wichtig für das Immunsystem, da sie helfen, Abwehrmediatoren wie Antikörper herzustellen.

Wir konzentrieren uns auf die spezifischen Merkmale dieser Antikörper gegenüber Zellen des zentralen Nervensystems (ZNS, Eigenzellen) sowie deren mögliche Verbindung mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV).

Wir haben ein zuverlässiges Protokoll entwickelt, um differenzierte ZNS-Zellen (Astrozyten und Neuronen) aus so genannten «humanen induzierten pluripotenten Stammzellen» (hiPSC) zu gewinnen.

In diesem Projekt schlagen wir vor, unser aus hiPSC abgeleitetes ZNS-Modell zu verwenden, um:

  1. mehr MS-Betroffene zu testen, unsere ersten Ergebnisse zu prüfen und mit klinischen, radiologischen und paraklinischen Daten abzugleichen
  2. herauszufinden, was die Zielgruppe(n) dieser Antikörper gegen Astrozyten und Neuronen ist/sind

Um herauszufinden, ob es bei MS einen Zusammenhang zwischen dem EBV-Virus und ZNS-Autoantikörpern gibt, werden wir die identifizierten ZNS-Muster mit EBV vergleichen und die Erkennung dieser Antikörper gegen virale EBV-Muster testen.

Dieses Projekt kann uns ermöglichen:

  1. die Entstehung der MS kurz- bis mittelfristig besser zu verstehen
  2. mittelfristig Diagnoseinstrumente zu entwickeln, um MS-Betroffene zu identifizieren, die über diese Antikörper verfügen
  3. langfristig eine spezifische therapeutische Betreuung für diese Betroffenen zu adaptieren oder zu entwickeln

Meine Motivation

Mit meinem bereichsübergreifenden Werdegang wollte ich schon immer komplexe Krankheitsbilder besser verstehen – und welche Krankheit ist vielschichtiger als die Multiple Sklerose?

Durch die Arbeit an diesem Projekt an der Schnittstelle zwischen Labor und Klinik können wir präzisere diagnostische Werkzeuge entwickeln und potenziell neue Therapieoptionen entdecken, die auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen zugeschnitten sind – eine langfristige Möglichkeit, die mich motiviert, mich voll und ganz für die MS-Forschung einzusetzen.

 

Amandine Mathias
Universitätsspital des Kantons Waadt – CHUV | Abteilung für Neurologie, Labor für Neuroimmunologie