Gesichter der MS 2024: Vasi Nünlist

Gesichter der MS

Ich bin Vasi, ein facettenreicher, optimistischer Mensch, gebürtige Bernerin und Kämpferin mit viel Herz. Ich lebe zusammen mit meiner besseren Hälfte in Luzern. In meinem Beruf als Porträt- und Reportage-Fotografin bin ich national und international unterwegs.

Wann bekamst du die Diagnose MS? Welche Verlaufsform «hast du»? Welche Symptome belasten dich am meisten?  
Ich wurde 2012 mit primär progredienter MS diagnostiziert. Meine Symptome sind: Nicht viel Kraft, keine Nerven, schnell müde bei Überanstrengung.   

Welche Schlagzeile würdest du 2024 gerne über dich lesen?
«Vasi mit einer symptomfreien MS».

Wenn du dir eine «Superkraft» aussuchen dürftest, welche wäre das und warum?
Stressauslösende, belastende Menschen, die meine Gesundheit beeinträchtigen, mit einer Fernbedienung einfach auf unsichtbar schalten zu können.

Wenn du deiner MS ein Tattoo widmest? Welches Motiv? Welcher Text? Wo am Körper?
Ein Satz. «My other better half». Am Fuss platziert.

Was macht dir Stress und wie drückt sich der Stress bei dir aus? Was tust du dagegen?
Menschen, bei denen ich mich tausendmal wiederholen muss, lösen bei mir Stress aus. Ich werde dann müde und verliere die Geduld, fange dann auch an zu zittern. Gegenmittel: In den Flugmodus schalten, die stressende Situation hinter mir lassen. Ich gehe dann viel an die frische Luft spazieren, richte den Fokus auf mich selbst.

Ferien am Meer oder in den Bergen? Was findet deine MS besser?
Ferien? Ganz klar am Meer. Auch, weil das meine MS besser findet. Wobei ich auch die Berge mag, aber nicht im Winter.

Was sollte dein soziales Umfeld gerne öfter tun? Was lassen?
Gerne mehr Wertschätzung. Anders herum: Zuerst überlegen, bevor sie sich bei mir beklagen über das Leben. Denn jemand anderes hätte vielleicht gerne diese «kleinen Leiden», die diese Menschen haben.

Kopf oder Herz/Bauchgefühl? Auf was vertraust du im Alltag?
Auf das Bauchgefühl. Meistens sagt mein Kopf: «Es geht noch». Aber der Bauch sagt nein – und recht hat meistens der Bauch.

Welches Kompliment hat man dir zuletzt gemacht?
Eine Nachbarin sagte mir, ich sei trotz aller Belastungen eine aufgestellte, optimistische Person, immer mit einem Lächeln. Und das schätze sie sehr.

Was bedeutet Familie für dich?
Meine Schwester bedeutet mir alles. Wir sind komplett verschieden, wie Tag und Nacht. Aber was uns verbindet, ist unsere Liebe. Die mir extrem viel Halt und Zuversicht gibt. Und ich bin so stolz, Tante sein zu dürfen. Aber ich möchte eines Tages auch eine Familie mit meinem Partner. Ich musste zuerst wirklich meinen «Deckel» finden, um diesen Satz sagen zu können.

Du und der Schlaf: Freund oder Feind? 
Ein Mix. Aber mehrheitlich «Feind». Im Sommer sind meine Batterien schneller leer, wegen der Hitze. Aber ich bin kein Wintermensch, meine liebste Jahreszeit ist der Frühling. 

Wie findest du es, wenn wir über «promintente» MS-Betroffene, wie zum Beispiel Selma Blair, Christina Applegate oder Kuno Lauener berichten? Was wäre deine erste Frage an einen von ihnen? Und an wen? 
Cool und spannend und inspirierend. Meine Frage wäre: «Wie sieht deine Me-Time aus, also, welche Auszeiten gönnst du dir nach einem oder während eines MS-Schubs?» Das würde ich Sängerin Tamia fragen oder Schauspielerin Christina Applegate.

Würdest du gerne einmal für ein Jahr im Ausland leben? Wo? Was hält dich davon ab?
Ja, in New York ( einem, dass per Knopfdruck  auf der Fernsteuerung nicht-hektisch,eher ruhig gemacht werden könnte; ich weiss, das gibt es nicht) oder Saudi Arabien. Was mich abhält? Die «komplizierte» Schweiz und das Geld.

Wenn deine MS ein Tier wäre, welches und warum?
Es wäre ein Pandabär, weil er die ganze Zeit schläft und wenn er mal wach ist, nur am Fressen ist.

Wie stark hat die Diagnose MS deine Einstellung zum Leben verändert? 
Ich sehe nichts mehr als selbstverständlich an, schon gar nicht die Gesundheit. Ich bin dankbar für jeden Tag, der gut war. Das Leben ist ein Geschenk auch mit MS. Es kommt nur darauf an, was man daraus macht. Sei der Architekt deines eigenen Lebens.

Gibt es bestimmte Dinge, die du vor der Diagnose über das Leben und die Gesundheit geglaubt hast, die sich seitdem verändert haben?
Ich sah vieles als selbstverständlich an. Eigentlich alles. Bis man alles verliert und wieder von null  anfangen muss. Und jeder kleine Erfolg hat mich glücklicher gemacht als ein materieller Gegenstand.

Du darfst für 24 Stunden in die Haut eines anderen Menschen schlüpfen. Wer würdest du sein wollen? Und warum?
Niemand Bestimmtes, ich wäre einfach ein gesunder Mensch mit super Blutwerten, ohne Handicap oder sonst was. Ich würde den ganzen Tag meine Autos ausfahren und das Leben geniessen.

Umgekehrt: Wer sollte mal einen Tag lang dein Leben mit MS führen? Warum? 
Ich wünsche dies keinem, aber trotzdem finde ich, wenn, dann sollten genau die Menschen einen Tag MS haben, die die Krankheit nicht ernst nehmen, oder sogar belächeln.

Stell dir vor, du könntest mit deiner MS sprechen, was würdest du ihr sagen/sie fragen wollen?
Wie geht's dir? Was brauchst du? Oder was fehlt dir, damit es dann wieder gut ist?

Zu welcher Tageszeit erlebst du deine besten Momente? Warum? 
Morgens habe ich mehr Energie.

Wurdest du schon mal auf Grund der MS nicht ernst genommen? Wie bist du damit umgegangen?
Dies war in einem vollen Bus. Mir war sehr schwindelig. Ich fragte einen jungen Mann, ob ich sitzen darf, habe ihm erklärt, es sei wegen meiner MS. Der aber bezweifelte, dass ich MS habe. Das könne ja jeder sagen und überhaupt, ich sähe ja gar nicht krank aus. Ich hatte keine Energie, mich rechtfertigen zu müssen. Eine ältere Frau half mir dann.

Wenn du ein Vorurteil gegen MS aus den Köpfen der Menschheit löschen könntest, welches wäre das?
MS = Muskelschwund. 

Hast du Kontakt zu anderen MS Betroffenen? Hilft dir der Austausch mit anderen MS Betroffenen?
Ja, eine gute Freundin von mir hat auch MS. Für mich ist sie ein grosses Vorbild, dass man alles meistern kann.

Was unterscheidet dich von anderen MS-Betroffenen?
Nichts. Gleiches Handicap, nur in einer anderen Form. Nicht ohne Grund heisst die MS ja die «Krankheit mit den 1000 Gesichtern».

Wenn du einen Tag ohne MS-Symptome erleben könntest, wie würdest du diesen Tag gestalten?
Ohne Handicap oder sonst was: Ich würde den ganzen Tag meine Autos ausfahren und das Leben geniessen. Und Champagner trinken (Smiley).

Welche Beziehung hast du zur Schweiz? MS-Gesellschaft? Nimmst du Beratung, Angebote oder Dienstleistungen in Anspruch?
Ich wurde über eine Freundin auf die MS-Gesellschaft aufmerksam. Ich lese ab und zu das Magazin  Forte oder verfolge die Aktivitäten und Inhalte der MS-Gesellschaft auf Social Media, besonders auf Instagram.

 


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